
The Steeple and The People
Ydessa Hendeles über ihre Installation
Die kanadische Künstlerin und Kuratorin Ydessa Hendeles wurde 1948 in Marburg geboren. Als Tochter polnischer Holocaust-Überlebender, die als „Displaced Persons“ in Marburg lebten, sind ihre Familiengeschichte und ihre Biografie eng mit der Geschichte des Nationalsozialismus verwoben. 1951 entschloss sich die Familie, nach Kanada auszuwandern.
Heimat, Identität und Zugehörigkeit sind bestimmende Themen in Ydessa Hendeles Werk. Für unsere kommende Ausstellung Tell me about yesterday tomorrow hat sie die Installation The Steeple and The People entwickelt, in der sie aus historischen und biografischen Erzählsträngen ein neues, hoffnungsvolles Narrativ erschafft. Im Vorfeld der Eröffnung am 27. November hat Ydessa Hendeles mit uns schon jetzt über ihr Kunstwerk gesprochen, das in der Kirche der Abtei St. Bonifaz, Karlstraße 34, zu sehen sein wird.
Am 26. November um 17.00 Uhr stellen wir euch die Künstlerin und ihre Arbeit dann als 'Pre-Opening' der Ausstellung im Rahmen eines Künstlergesprächs in St. Bonifaz vor.
Welche Idee steckt hinter Ihrem Beitrag zu dieser Ausstellung?
The Steeple and The People widmet sich Glaubenssystemen und ihren Anhängern. Es geht insbesondere um zeitgenössische und historische (Aus-)Wirkungen des Populismus. Diese Installation in der geschichtsträchtigen Abtei St. Bonifaz präsentiert ein Fantasiebild über ein alternatives Ende der Verfolgungsgeschichte. Mein Ziel ist die Beschäftigung mit der menschlichen Natur und der Neigung zum Konformismus, die wir alle gemein haben.
Die visuelle Erzählung der Installation, die sich wie ein Kinderreim entfaltet, spricht auf unsere Verwundbarkeit infolge verführerischer Fantasien an, die uns als Kindern eingetrichtert werden und die wir im Rahmen unser gesellschaftlichen Sozialisierung verinnerlichen. Begegnen wir allerdings der dunkleren Seite der menschlichen Natur verlieren wir unsere Unschuld. Mein Ausstellungsbeitrag ist utopischer Natur; die Arbeit “spult ” ein dunkles Kapitel zurück. Ziel ist, neben der Beschäftigung mit dem Thema an sich, seine Auslöschung über die Weichenstellung für die Zukunft. So verweist sie direkt auf den Titel der Ausstellung Tell me about yesterday tomorrow.
Welche Diskussion möchten Sie mit Ihrer Arbeit anregen?
The Steeple and The People ist die aktuelle Fassung einer Reihe von Arbeiten, die größeren sozialen Gemeinschaften und ihren Glaubenswerten unsere individuellen Beziehungen gegenüberstellt. Meine Kunst widmet sich den Themen, die Menschen in gemeinsamen Glaubenssystemen einerseits vereinen und andererseits durch Wahrnehmung und Vielfalt trennen. Meine Ausstellung Partners, die ich im Jahr 2003 im Haus der Kunst in München zeigen durfte, begab sich auf die Suche nach Gemeinsamkeiten zwischen den Kindern der Opfer und der Täter und suchte nach einem Ansatz, der auf Grundlage von Empathie einen Weg in die Zukunft ebnet. Meine etwas aktuellere Ausstellung Death to Pigs, die 2018 in der Kunsthalle Wien gezeigt wurde, griff auf zeitgemäße Ausdrucksweisen für Vielfalt zurück und untersuchte die Idee des Zusammengehörigkeitsgefühls.
Bitte beschreiben Sie Ihre Arbeit in einem kurzen Satz.
Dieses Werk ist eine zeitgenössische künstlerische Fabel, die eine alternative utopische Erzählweise für eine dystopische Geschichte aus der Vergangenheit entspinnt und in deren Rahmen Trennung und Verfolgung in Form von Akzeptanz und Hoffnung neu erzählt werden.
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The Steeple and The People
Ydessa Hendeles über ihre Installation
Die kanadische Künstlerin und Kuratorin Ydessa Hendeles wurde 1948 in Marburg geboren. Als Tochter polnischer Holocaust-Überlebender, die als „Displaced Persons“ in Marburg lebten, sind ihre Familiengeschichte und ihre Biografie eng mit der Geschichte des Nationalsozialismus verwoben. 1951 entschloss sich die Familie, nach Kanada auszuwandern.
Heimat, Identität und Zugehörigkeit sind bestimmende Themen in Ydessa Hendeles Werk. Für unsere kommende Ausstellung Tell me about yesterday tomorrow hat sie die Installation The Steeple and The People entwickelt, in der sie aus historischen und biografischen Erzählsträngen ein neues, hoffnungsvolles Narrativ erschafft. Im Vorfeld der Eröffnung am 27. November hat Ydessa Hendeles mit uns schon jetzt über ihr Kunstwerk gesprochen, das in der Kirche der Abtei St. Bonifaz, Karlstraße 34, zu sehen sein wird.
Am 26. November um 17.00 Uhr stellen wir euch die Künstlerin und ihre Arbeit dann als 'Pre-Opening' der Ausstellung im Rahmen eines Künstlergesprächs in St. Bonifaz vor.
Welche Idee steckt hinter Ihrem Beitrag zu dieser Ausstellung?
The Steeple and The People widmet sich Glaubenssystemen und ihren Anhängern. Es geht insbesondere um zeitgenössische und historische (Aus-)Wirkungen des Populismus. Diese Installation in der geschichtsträchtigen Abtei St. Bonifaz präsentiert ein Fantasiebild über ein alternatives Ende der Verfolgungsgeschichte. Mein Ziel ist die Beschäftigung mit der menschlichen Natur und der Neigung zum Konformismus, die wir alle gemein haben.
Die visuelle Erzählung der Installation, die sich wie ein Kinderreim entfaltet, spricht auf unsere Verwundbarkeit infolge verführerischer Fantasien an, die uns als Kindern eingetrichtert werden und die wir im Rahmen unser gesellschaftlichen Sozialisierung verinnerlichen. Begegnen wir allerdings der dunkleren Seite der menschlichen Natur verlieren wir unsere Unschuld. Mein Ausstellungsbeitrag ist utopischer Natur; die Arbeit “spult ” ein dunkles Kapitel zurück. Ziel ist, neben der Beschäftigung mit dem Thema an sich, seine Auslöschung über die Weichenstellung für die Zukunft. So verweist sie direkt auf den Titel der Ausstellung Tell me about yesterday tomorrow.
Welche Diskussion möchten Sie mit Ihrer Arbeit anregen?
The Steeple and The People ist die aktuelle Fassung einer Reihe von Arbeiten, die größeren sozialen Gemeinschaften und ihren Glaubenswerten unsere individuellen Beziehungen gegenüberstellt. Meine Kunst widmet sich den Themen, die Menschen in gemeinsamen Glaubenssystemen einerseits vereinen und andererseits durch Wahrnehmung und Vielfalt trennen. Meine Ausstellung Partners, die ich im Jahr 2003 im Haus der Kunst in München zeigen durfte, begab sich auf die Suche nach Gemeinsamkeiten zwischen den Kindern der Opfer und der Täter und suchte nach einem Ansatz, der auf Grundlage von Empathie einen Weg in die Zukunft ebnet. Meine etwas aktuellere Ausstellung Death to Pigs, die 2018 in der Kunsthalle Wien gezeigt wurde, griff auf zeitgemäße Ausdrucksweisen für Vielfalt zurück und untersuchte die Idee des Zusammengehörigkeitsgefühls.
Bitte beschreiben Sie Ihre Arbeit in einem kurzen Satz.
Dieses Werk ist eine zeitgenössische künstlerische Fabel, die eine alternative utopische Erzählweise für eine dystopische Geschichte aus der Vergangenheit entspinnt und in deren Rahmen Trennung und Verfolgung in Form von Akzeptanz und Hoffnung neu erzählt werden.